WENN SICH EIN NEUBAU
DER CHARTA "DER RENAISSANCE" FÜGEN MUSS.
SKEPSIS BESEITIGT: WENN IN EINEM ALTEN SCHMUCKVIERTEL EIN NEUES JUWEL ENTSTEHT
Nach dem großen Brand 1666 in London wurde aus feuerschutztechnischen Gründen Holzfachwerkbau verboten und von Staats wegen durch den Bau mit Backsteinen oder Klinkerfassaden ersetzt. So entstand aus der Not eine Tradition und eine Liebe für Keramik-Fassaden, die sich in ganz England bis heute hält.
Nervenzerreißprobe bei der Fassadengestaltung eines ohnehin schon unüblichen Neubauprojekts. Denn im legendären "Jewellery Quarter", das sich als Stadtviertel als historisches Gesamtkunstwerk betrachtet und gerne den Status als Weltkulturerbe erreichen möchte, wird sonst höchstens saniert.
Das Jewellery Quarter in Birmingham gilt zwar tatsächlich als die Wiege vieler erstaunlicher und bahnbrechender Erfindungen und als ein Taktgeber der industriellen Revolution der frühen 1900er-Jahre. Doch auch wenn längst die florierenden Zeiten, in denen bis zu 30.000 Menschen hier Arbeit fanden, vorbei sind, versucht man hier leidenschaftlich, mit Tourismus und einem Sanierungs-Rahmenvertrag, der bis 2012 umgesetzt sein sollte, wenigstens 2.500 Menschen wieder Arbeit zu verschaffen und das Viertel mit Wohnraum und Gewerbetreibenden wieder zu beleben. Auf der Europäischen Route der Industriekultur gilt das Jewellery Quarter mit seinen historischen Plätzen, geschichtsträchtigen Gebäuden und Museen ohnehin als Highlight. Und TripAdvisor benennt es als drittbeste Touristenattraktion in Europa, hinter dem Pantheon in Rom und der National Gallery in London.
Dem Architekturbüro Rusthon Architects ist es jedenfalls gelungen, den strengen Vorgaben zu entsprechen und den Zuschlag zu erhalten. Das geeignete Produkt, um gerade dem heiklen Punkt "Fassadenbekleidung" zu entsprechen, war und ist Keravette® sandgelb. Vielleicht sind es ja die fast 130 Jahre Keramik-Tradition und Liebe, mit der wir produzieren, mit denen die Entscheider in Resonanz gegangen sind. Das hoffen wir jedenfalls, ebenso wie wir hoffen, dass ein Großteil der Touristen in das Jewellery Quarter pilgert, um die Geschichte zu spüren und nicht, weil Lady Dianas Sargmöbel dort exklusiv gezimmert wurde.
INFO
Seit dem Abzug der Schwermetallindustrie aus diesem Gebiet ist auch der Grundwasserspiegel stetig gestiegen – es ist immer wieder bemerkenswert, wie weitreichend vernetzt Entscheidungen sind.
Das legendäre „Jewellery Quarter“ betrachtet sich als historisches Gesamtkunstwerk.