Fassadengestaltung in 3-D:
Bahnbrache mausert sich zum Hotspot der Marktforschung
Die Gesellschaft für Konsumforschung ist den Bundesbürgern bekannt unter dem Kürzel „GfK“. Gegründet im Jahr 1934, zählt sie heute zu den weltweit führenden Marktforschungs-unternehmen und fungiert mit der Erfassung der Fernseh-Einschaltquoten als wichtige Datenquelle der Werbewirtschaft. 2018 stellte das Unternehmen die Weichen auf Zukunft – was in diesem Fall ganz wörtlich zu nehmen ist: Mit der Planung eines neuen, auf dem Gelände des ehemaligen Nürnberger Güterbahnhofs liegenden Hauptsitzes leitete Gesellschaft die Zusammenführung der bisherigen drei Standorte in die Wege. Als neues GfK-Headquarter erweckt der zwischenzeitlich bezogene „Orange Campus“ das über zwei Jahrzehnte brachliegende Kohlenhofgelände zu neuem Leben.
Unter Würdigung der Geschichte des einstigen Bahngeländes plante das renommierte Architekturbüro KSP Jürgen Engel einen fünfgeschossigen Bürokomplex, dessen drei Gebäudekörper über großzügige Querriegel verbunden sind. Dabei stellten die Planer über die Backsteinfassade, die von großzügigen Fensterelementen in klar gerasterter Anordnung unterbrochen ist, einen gelungenen architektonischen Bezug zur ehemaligen Nutzung her.
Die gestalterische Ausdruckskraft des Klinkerriemchens Kontur (472 grau engobiert) von Ströher entsteht durch das fein nuancierte Farbspektrum des gewählten Langformats von 440 x 52 mm sowie die außergewöhnliche Verlegeanordnung. Während die geklinkerten Fassadenflächen zwischen den Fenstern und den einzelnen Geschossen im wilden Verband gehalten sind, akzentuieren an verschiedenen Stellen Zierverbände ausgewählte Fensterflächen. Auf diesen rechteckigen Flächen wechselt die Verlegerichtung des Klinkerriemchens in die Vertikale um 90°; zusätzlich springen auf diesen Flächen einzelne Steine optisch vor, da die einzelnen Riemchenreihen durch den Einsatz von überstarken Klinkerriemchen höhenversetzt angeordnet wurden. So belebt die dreidimensionale Reliefstruktur der Klinkerfächer die ansonsten streng gegliederte und puristisch anmutende Fassadenfläche.
Zukunftsweisend ist der „Orange Campus“ auch hinsichtlich der Aufenthaltsqualität, die das Gebäude den MitarbeiterInnen mit Dachterrassen, begrünten Innenhöfen, der automatisierten Steuerung von Sonnenschutz, Raumtemperatur und Licht sowie Akustikdecken bietet. Die Planung des GfK-Headquarters erfolgte unter Berücksichtigung des „Gold“-Standards der „LEED“-Nachhaltigkeits-Zertifizierung. Damit ist der Bürokomplex ein gelungenes Beispiel dafür, dass sich modernster Bürokomfort und vorbildliche Kennzahlen in puncto nachhaltiges Bauen nicht ausschließen.
INFO
Projekt: | One Roof, Nürnberg |
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Architekt: | KSP Jürgen Engel Architekten |
Klinkerriemchen: | Ströher Kontur 472 grau engobiert |
System: | WDVS-System, Sto SE & Co. KGaA, Stühlingen |
Fotos: | Norman Radon, RADON Photography |